Was braucht es, damit eine Energiegemeinschaft wirklich wächst? Diese Frage hören wir oft. Jedes Projekt ist anders. Doch einige Erfahrungen zeigen sich immer wieder als entscheidend.
Eine der ersten Energiegemeinschaften auf der colibrie Plattform – die EEG Pulkaustrom – hat in den letzten Monaten gezeigt, wie man aus einer Idee eine funktionierende Gemeinschaft mit bald zweihundert Mitgliedern macht. Was sie erreicht haben, ist beeindruckend. Und was sie gelernt haben, ist wertvoll für viele andere, die ebenfalls den Schritt in Richtung gemeinschaftliche Energieversorgung gehen wollen.
Hier sind ihre wichtigsten Erkenntnisse.
Alles begann mit einer Umfrage in der Gemeindezeitung. Rund 70 Interessierte meldeten sich damals. Kurz darauf kamen über 100 Menschen zur ersten Informationsveranstaltung, ein deutliches Zeichen, dass das Thema ankommt.
Der nächste Schritt war echte Überzeugungsarbeit: Gespräche, Telefonate, Besuche, ein Infostand am Monatsmarkt. Manchmal auch einfach mit dem Fahrrad unterwegs um letzte Unterschriften auf Formularen einzuholen.
„Persönliche Kontakte und Gespräche. Das ist das Wichtigste.“
– Vorstand, EEG Pulkaustrom
Fast alle Interessierten sind heute Teil der Gemeinschaft.
All das wäre ohne das Engagement des Vorstands nicht möglich gewesen. Sie haben Zeit, Energie und Herzblut investiert, meist die Basis für jede wachsende Energiegemeinschaft.
Transparenz und Aufklärung waren von Anfang an zentral. Die Gemeinschaft hat früh begonnen, Materialien und Kommunikationskanäle aufzubauen, um Interessierte und Mitglieder auf dem Laufenden zu halten:
Diese kontinuierliche Kommunikation schafft Vertrauen. Sie hilft auch, wenn neue Mitglieder dazukommen und sich schnell zurechtfinden wollen.
Die Preisgestaltung war ein heikler, aber entscheidender Punkt. Statt Tarife regelmäßig anzupassen oder an andere Preise zu koppeln (z. B. ÖMAG + X Cent), entschied sich die EEG Pulkaustrom für einen stabilen Jahrestarif.
„Wir haben sehr einfache, verständliche und faire Tarife. Ich glaube, das ist wichtig. Jede und jeder rechnet sich natürlich seinen Vorteil.“
– Vorstand, EEG Pulkaustrom
Auf der colibrie Plattform gibt es auch viele Gemeinschaften, die mit flexibleren Tarifen erfolgreich sind. Entscheidend ist Klarheit und Transparenz gegenüber den Mitgliedern, das schafft Planungssicherheit und Vertrauen.
Natürlich spielt der Preisvorteil eine Rolle. Doch was die Gemeinschaft besonders stark macht, ist das gemeinsame Verständnis dafür, warum sie existiert.
„Preisvorteil ist sicher das Hauptargument, aber es geht ja um mehr: Regionalität, Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit.
– Vorstand, EEG Pulkaustrom
Dieses Bewusstsein hat sich schnell verbreitet, innerhalb von Familien, unter Landwirtinnen und Landwirten, in Betrieben. Die Idee, Teil einer lokalen Energiegemeinschaft zu sein, spricht viele an. Sie ist greifbar, konkret und schafft Zugehörigkeit.
Nicht jede Motivation ist finanziell. Aber auch die spürbare Ersparnis zählt. Wer am Ende des Jahres merkt, dass man sich 100 Euro oder mehr gespart hat, freut sich, und das Geld bleibt in der Region.
Der Erfolg dieser Gemeinschaft ist auch das Ergebnis guter Zusammenarbeit, zwischen engagierten Menschen vor Ort und unserem Team, das unterstützt, wo es kann.
„Im Grunde sind wir beide Startups, ihr und wir. Ohne Engagement wird das nichts.“
– Vorstand, EEG Pulkaustrom
Vieles in Energiegemeinschaften passiert noch offline: persönliche Gespräche, handgeschriebene Formulare, Abstimmungen per Telefon.
Bei colibrie bemühen wir uns, so viele dieser Prozesse wie möglich zu vereinfachen und zu digitalisieren, damit Gründung, Mitgliederaufnahme und Verwaltung leichter werden. Und damit das Engagement der Menschen dort ankommt, wo es am meisten zählt: in der Weiterentwicklung ihrer Gemeinschaft.
Der Aufbau einer Energiegemeinschaft ist keine reine Verwaltungsaufgabe. Es ist ein Prozess, der auf Vertrauen, Transparenz und persönlichem Einsatz basiert.
Wenn Menschen sich ernst genommen fühlen, wenn Informationen leicht zugänglich sind und wenn Tarife nachvollziehbar bleiben, dann entsteht Dynamik.
Dann wächst nicht nur die Zahl der Mitglieder, sondern auch das Verständnis dafür, was gemeinschaftliche Energie leisten kann.
Und wenn es gelingt, die Leidenschaft und das Engagement der Mitglieder mit digitalen Werkzeugen zu verbinden, entsteht etwas noch Größeres, eine Gemeinschaft, die nicht nur lokal, sondern auch strukturell stark ist.
colibrie begleitet Energiegemeinschaften in Österreich auf diesem Weg. Mit Technologie, aber auch mit Verständnis für die Realität vor Ort. Denn genau dort, in der Zusammenarbeit von Menschen, beginnt die Energiewende wirklich.